Vergiftungen durch neuem Mäusegift - Alpha-Chloralose
Vorsicht vor Mäusegift Alpha-Chloralose in Sugan MäuseKöder (Korn und Paste)
Die Mäuseplage dieses Jahr fordert auch unter Hunden und Katzen Todesopfer.Es sind nicht die Mäuse, das Gift ist es.
Diesen Blog haben wir nicht selbst verfasst, sondern einen sehr guten Artikel mit freundlicher Genehmigung des Kollegen Diegel aus Schwelm in Auszügen abgedruckt. Denn das Thema ist neu und auch wir haben diese Fälle in den vergangenen Wochen in unserer Praxis behandeln müssen.
CHLORALOSE-VERGIFTUNG bei Katzen (und Hunden) – wie das „moderne“ Mäusegift unsere Lieblinge töten kann, aber nicht immer muss!
Am 4. November lese ich so ganz beiläufig im Tierärzteforum einen Beitrag über die Vergiftung einer Katze mit einem neuartigen Mäusegift.
Na toll, denke ich mir, dann haste davon auch mal was gehört, kommt ja im echten Leben nicht sooo oft vor…
In den Folgetagen häufen sich die Forenbeiträge, ergänzt durch interessante Hintergrundlinks und Fallberichte anderer Kollegen, die schildern, wie es zu der Vergiftung kommt und wie man die Tiere in vielen Fällen retten kann.
Kaum 2 Wochen später haben wir den ersten eigenen Verdachtsfall am Samstagabend krampfend und komatös in unserer Praxis … und es gelingt uns tatsächlich, die Katze durch 48 Stunden intensiver Behandlung wieder „auf die Beine“ zu bekommen!
Eine Patientin, die aufgrund der schwerwiegenden Symptomatik (durchaus nachvollziehbarerweise) vielleicht in der einen oder anderen Praxis eingeschläfert worden wäre.
Dieser Artikel soll Mut machen, die/den behandelnde/n Tierärztin/Tierarzt auf das Mäusegift „Alpha-Chloralose“ anzusprechen und einen Behandlungsversuch zu starten!
Alpha-Chloralose ist ein Gift, das von der Firma Neudorff als „Sugan MäuseKöder Korn“ und „Sugan MäuseKöder Paste“ angeboten wird und eigentlich (!) ausschließlich innerhalb geschlossener Gebäude angewendet werden darf.
Der Tod tritt bei den kleinen Nagern durch Unterkühlung und Kreislaufversagen ein.
Leider ist das Präparat frei verkäuflich … und leider gibt es immer wieder Menschen, die die Anweisungen in der Packung weder lesen, noch befolgen, denn „Sugan“ SOLL nicht nur in geschlossenen Räumen verwendet werden, es DARF auch nur dort eingesetzt werden.
Ob nun Nagergifte grundsätzlich genutzt werden sollten und wie grausam sie die Tiere auf verschiedenste Weisen töten, ist einen andere, traurige und umfangreiche Diskussion, die den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde.
Zu den Fakten:
Nach Aufnahme des Wirkstoffs dauert es etwa 30 Minuten bis 4 Stunden, bis die Wirkung eintritt. Das gilt auch für Katzen und Hunde.
Das Gift wirkt depressiv auf das zentrale Nervensystem (Koma), stimuliert die spinalen Reflexe (Hyperreflexie, vor allem bei Katzen), verursacht bronchiale Hypersekretion (starke Speichelbildung in Lunge und Atemwegen) und Hypersalivation (vor allem beim Hund starkes Speicheln aus dem Maul), evtl. Miosis (Pupillenengstellung), evtl. Zyanose (Sauerstoffunterversorgung mit blauer bis violetter Färbung der Schleimhäute und der Zunge) und es beeinträchtigt die Regulationsmechanismen zur Einstellung der Körpertemperatur.
Folglich stirbt der Hund / die Katze / die Maus durch Unterkühlung.
Aber nur, wenn er/sie nicht vorher schon an seinem eigenen Speichel erstickt ist, oder es durch einen länger anhaltenden Krampfanfall zum Atemstillstand und Tod durch Ersticken kam.
Die Hauptsymptome bei Katzen sind laut der Berichte im Tierärzteforum (und auch bei unserem Fall) folgende:
Seitenlage, Krampfen/Zittern, Untertemperatur, Hyperreflexie/-ästhesie (die Patienten „erschrecken“ sich massiv bei lauteren Geräuschen, oder wenn sie berührt werden, sie zucken und krampfen), Miosis (eng stehende, schlitzförmige Pupillen).
Eingehende und frei zugängliche Informationen über die Alpha-Chloralose-Vergiftung und deren Behandlung stellt die Seite „CliniTox“ der Veterinärmedizinischen Universität in Zürich zur Verfügung. Herzlichen Dank dafür!
https://www.vetpharm.uzh.ch/clinitox/toxdb/KLT_016.htm
BEHANDLUNG DER CHLORALOSEVERGIFTUNG:
- es ist kein Gegenmittel verfügbar
- die normale Körpertemperatur muss durch kontrolliertes, vorsichtes Aufwärmen (und warm halten) wieder hergestellt und über 2-3 Tage aufrecht erhalten werden
- intravenöse Infusionen mit Ringerlactat in Kombination mit einer forcierten Diurese zur schnelleren Ausscheidung des Giftes und Pufferung der Azidose; ggf. Glucoseinfusion
- bei Bedarf antiepileptische Medikation
- Patienten, die noch nicht komatös sind, sollten zum Erbrechen gebracht werden
- Aktivkohle kann eventuell noch nicht vom Körper aufgenommenes Gift binden
- ruhige, abgedunkelte Unterbringung des Patienten
- Kontrolle und Wiederherstellung der physiologischen Körpertemperatur
Wenn der Patient die akute Phase übersteht, dann wird das Gift innerhalb weniger Tage vollständig ausgeschieden.
Besonders tragisch ist die Tatsache, dass Alpha-Chloralose gar nicht im Freien ausgelegt werden darf