Es ist wieder Sommer! Mit der warmen Jahreszeit nehmen auch typische Gesundheitsprobleme zu. Über eines möchten wir sie heute informieren, weil es bei Menschen in Industrieländern Gott sei Dank sehr selten vorkommt, bei unseren kleinen Haustieren – insbesondere den kleinen Heimtieren wie Meerschweinchen und Kaninchen - aber recht häufig auftritt und schnell lebensbedrohliche Formen annehmen kann: Fliegenmaden! Achtung Spoiler zur Warnung: es wird eklig! Lesen Sie trotzdem weiter, es ist unheimlich wichtig!

Fliegen legen ihre Eier auf organischem Material ab, damit ihre Nachkommen  - Maden – direkt nach dem Schlupf an Ort und Stelle ausreichend Nahrung zur Verfügung haben. Und hier gibt es eine einfache Formel: Je wärmer und feuchter desto attraktiver!  Das ist Natur und gehört zum normalen Verwesungs- und Zersetzungsprozess dazu.

Was haben jetzt Heimtiere mit Maden zu tun?

Lassen wir gleich zu Beginn mal ein Kopfkino entstehen:  Denken sie vielleicht einmal einen kurzen Moment an das Getummel in einer Biotonne im Hochsommer. Und jetzt denken Sie an ein Kaninchen, dass im Käfig lebt. In der freien Wildbahn würde es kötteln und einfach weiterhoppeln. Das geht im Käfig oder Auslauf aber nicht. Keine Toilette, kein Klopapier, Wasser nur zum Trinken, keine Möglichkeit, den Kot oder Urin vom Hinterteil zu entfernen. Sie sitzen mittendrin.

Und dann kommen die Fliegen und legen ihre Eier im verklebten Fell und auf der entzündeten Haut ab. Die Maden schlüpfen schon nach kurzer Zeit und fressen sich satt. Am Kot, am Urin, an der Haut, im Fleisch und verteilen sich in Windeseile im ganzen Fell, kriechen in die Körperöffnungen und legen auch im Körper richtig los. Das geschwächte, wehrlose Tier wird buchstäblich bei lebendigem Leibe aufgefressen … Stephen King könnte es sich nicht besser ausdenken.                                                                          Foto: E. Kensy

Grausam, oder? Ja. Ist es.  Und Sie als Halter bekommen unter Umständen erst etwas davon mit, wenn nichts mehr geht.  Werden steril gezogene Maden in der Wundheilung zum Abtragen abgestorbenen Materials unter ganz kontrollierten Bedingungen durchaus auch medizinisch eingesetzt, richten Fliegenmaden bei unseren Haustieren immense Schäden an, die diese oft nicht überleben.

Ein gesundes, starkes Tier, das artgerechtes Futter erhält, sich bewegen und putzen kann, wird nicht von Fliegenmaden betroffen. Umso häufiger sind ältere, kranke und geschwächte Tiere oder solche in unhygienischer Haltung betroffen. Fliegenmadenbefall geht ganz, ganz schnell - oft innerhalb weniger Stunden. Auch bei starken, gesunden Tieren, wenn doch einmal etwas nicht in Ordnung ist. Deshalb heißt Fliegenmadenbefall nicht, dass Sie ihr Heimtier vernachlässigt haben. Es heißt nur, dass Sie im Sommer noch mehr Umsicht walten lassen müssen.

Was kann man vorausschauend tun?

Tägliche Kontrolle ist das A & O!

Ist im Stall alles in Ordnung so? Sonne? Wind? Regen? Rückzugsmöglichkeiten? Genug Platz? Nehmen Sie sich Zeit, ihr Tier einfach nur zu beobachten. Wenigstens 30 Minuten pro Tag.  Was man dabei alles sehen kann finden Sie bei www.kaninchenwiese.de/verhalten/koerpersprache/detail-koerpersprache/

Halten sie den Stall akribisch sauber und entfernen sie täglich, gern auch häufiger – Kot, nasse Einstreu, nasses Heu und welkes Frischfutter.

Bringen sie Fliegennetze und Fliegenfänger - für die Heimtiere unzugänglich - außen um den Käfig herum an.

Fliegenschutz auftropfen - regelmäßig!: Mittlerweile gibt es verschiedene Medikamente zum Auftropfen in den Nacken – sogenannte „Spot-on“  - gegen Fliegen und -maden auch für kleine Heimtiere. Wichtig: nicht irgendetwas kaufen, nur weil Fliegenschutz draufsteht! Nicht alles ist für Heimtiere geeignet oder zugelassen! Fragen Sie uns dazu. Wir helfen gern.

Nehmen sie ihr Heimtier dann trotzdem bitte MINDESTENS einmal täglich hoch und schauen sie alles genau an. Vor allem die Bereiche um alle Körperöffnungen. Scheiteln sie dazu auch überall das Fell. Ist das Hinterteil nass? Sind die Köttel fest? Oder hat es Durchfall? Sind die Füße in Ordnung, hat es Wunden, frisst es gut und ist es genauso munter wie sonst? 

Wenn Sie in den Urlaub fahren, sorgen Sie bitte dafür, dass auch Ihre Urlaubsvertretung das alles tut.

Wie sehen Maden aus?   Fliegenmaden sind weiße, zwischen 0,2 und 0,6 cm klleine, sich schnell bewegende Würmchen Fliegenmaden im Gelenk                                  Foto: C. Lönnecke

Wenn Sie Maden finden…

Sollte irgendetwas nicht in Ordnung sein, schaffen Sie bitte umgehend Abhilfe. Waschen sie Urin und Kotreste gründlich mit lauwarmem Wasser aus, versorgen sie Wunden. Sehen Sie auch nur eine Made auf dem Tier, seien sie gewiss: Es sind hunderte! Es ist Gefahr in Verzug! Wenn sie Fliegenmaden auf ihrem Tier finden, suchen sie diese akribisch mit einer Pinzette ab. Sie werden nicht alle finden. Aber die meisten. Das hilft schon viel. Das kann sehr mühsam sein. Suchen Sie überall, wo sie sich verstecken können (s. o.). Werfen sie die Maden in ein Schraubglas mit Alkohol und etwas Spülmittel.  Wenn Sie das selbst nicht können, starten Sie einen Hilferuf. Es wird sich jemand finden, der sich nicht so sehr ekelt, der das für sie machen kann.  Oder ab zum Tierarzt. Dann muss es dort gemacht werden.

Auch wenn Sie die Maden selbst abgesucht haben: Suchen sie dann bitte umgehend mit dem Tier den Tierarzt auf. Es ist dringend medizinische Nothilfe nötig. Denn Madenbefall ist nicht nur schmerzhaft, es zeigt an, dass ihr Tier ein anderes, vielleicht ernstes gesundheitliches Problem hat, das man bisher nicht erkannt hat. Wir können behandeln! Wir können helfen! Und sei es, das Tier schmerzlos einzuschläfern, wenn keine Behandlung mehr möglich ist. Das ist aktiver Tierschutz! Tun sie nichts, wird ihr Haustier unweigerlich unter unsäglichen Schmerzen kollabieren und versterben. Eine grauenvolle Vorstellung.

Es tut uns leid. Das musste sein. Wir leiden mit jedem unserer Patienten mit. Einen Fliegenmadenbefall mit all seinen Konsequenzen zu sehen ist auch für uns schwer zu ertragen.

Handeln sie bitte schnell, bevor es zu spät ist. Sie tragen Verantwortung!

Haben Sie Fragen? Sprechen sie uns an. Wir helfen gern.