Geht nicht, gibt’s nicht – 2020, oder: Wenn der Pager drei Mal blinkt
Das Jahr 2020 werden wir alle so schnell nicht vergessen. Was für ein Jahr! So ziemlich jedes Unternehmen musste ungewöhnliche Wege gehen. So auch wir. Ein Jahr voller Disziplin, neuer Wege und Ideen.
Im Wartezimmer wird Abstand gehalten
Nicht auszudenken, was passierte, würden Haus- und Nutztiere krank und niemand wäre da, um zu helfen! Daher sind Tierärzte präsent. Auch jetzt im zweiten Lockdown. Und wir sind sehr froh darüber, obwohl wir Ihnen ja einiges abverlangen müssen: „Ich hüpf mal kurz zum Tierarzt“, ging jetzt irgendwie nicht mehr. Man kommt ja nicht mehr einfach so rein. Die Tierärztekammern verbieten das. Mundschutz ist selbstredend. Weil die Praxen jetzt nur von einer Person pro Tier betreten werden und diese auch nur im Wartezimmer Platz nehmen dürfen. während wir den Patienten im angrenzenden Behandlungsraum behandeln. Einige Kunden sind trotz anfänglicher Scheu und Angst, ihr Tier könne in Panik geraten, sehr überrascht, wie gut das funktioniert und hinterher sehr erleichtert, wenn alle frohen Mutes aus dem Raum wieder heraus kommen. Sie können sicher sein: Schön finden auch wir das nicht, schätzen wir doch den engen Kontakt mit unseren Kunden. Im Moment ist aber Abstand das Wichtigste. Und wir gehen sehr sorgsam und lieb mit ihrem Tier um. So, wie Sie es auch vorher schon von uns gewohnt waren. Trotzdem Sie bei der Behandlung selbst nicht dabei sind, versuchen wir, alles so ausführlich wie möglich mit ihnen zu besprechen. Das ist auch für uns nicht einfach. Für jede Frage müssen wir den Raum verlassen und jedes Mal, wenn wir die Tür öffnen, könnte der Patient auf die Idee kommen, derweil die Helferin zu überrennen und zu flüchten. Ist noch nie passiert, aber trotzdem hat man das immer irgendwie im Hinterkopf. Das ist anstrengend und über den Tag gesehen eine ordentliche Zeitbelastung.
Plötzlich standen ganze Familien vor der Tür
Wir haben aber schon im ersten Lockdown feststellen müssen, dass vor allem Eltern mit kleinen Kindern mit den Besuchen unter diesen Umständen ein großes Problem haben. Plötzlich standen ganze Familien vor unserer Tür, die wir gar nicht reinlassen konnten. Wir haben viel darüber diskutiert, wie wir das lösen können. Über die Sommermonate war es für die meisten nicht schlimm, mit ihrem Tier draußen vor der Praxis zu warten. Denn das Wetter war schön und man konnte sich mit anderen unterhalten. Jetzt im Winter aber ist das anders und mit dem neuerlichen Lockdown auch wieder sehr schwierig. Daher haben wir uns schon im Sommer Pager gekauft, die wir jetzt gern und viel einsetzen. Die meisten kennen Pager aus der SB-Gastronomie. Geräte, die summen, piepen und blinken, wenn man sein Essen an den Tisch holen kann. Bei uns bekommen Sie eines dieser kleinen Geräte bei der Anmeldung ausgehändigt. So können Sie sich gemeinsam mit ihren Kindern wieder in Ihr Auto setzen und dort in Ruhe spielen, balgen oder ein Buch lesen, anstatt mit vielen Fremden in einem Wartezimmer zu sitzen oder in Kälte und Regen vor der Tür zu stehen. Wenn Sie aufgerufen werden, darf eine Person das Tier mit in das Wartezimmer begleiten.
Sie können ihre Tiere aber auch an der Praxistür zur Behandlung abgeben und hinterher wieder in Empfang nehmen. Z. B., wenn Sie Ihre kleinen Kinder nicht allein im Auto lassen können. Wir hatten auch schon den Fall, dass eine Besitzerin während einer Impfung ihrer Katze derweil an einer wichtigen Telefonkonferenz teilnahm. Homeoffice mal anders sozusagen. Betreten musste die Dame die Praxis dann nur noch für die kurze Phase der Bezahlung. Damit haben wir das Infektionsrisiko und den Zeitaufwand für alle auf sehr angenehme Weise auf ein Minimum reduziert, denn unsere Mitarbeiter müssen auch nicht mehr im Regen über den Parkplatz laufen und nach Patienten suchen.
Termine gehen auch zeitnah
Zu bewerkstelligen ist all das nur mit einer Terminsprechstunde. Tierarztpraxen, die bisher mit einer offenen Sprechsunde gearbeitet haben, also so, dass man jederzeit spontan unangemeldet während der Sprechzeiten kommen kann, haben es mit der Umstellung teilweise sehr schwer gehabt. Viele Kunden, die unser System noch nicht kennen haben die Befürchtung, erst in Wochen zu uns kommen zu können, wenn sie das Wort Termin hören. Das ist aber nicht der Fall. Wir arbeiten schon seit Jahren mit einer reinen Terminsprechstunde. Insofern hatten wir mit einer Umstellung überhaupt keine Probleme. Wir stellen schon am Telefon Fragen, mit denen wir einordnen, ob es sich um einen Notfall, oder um einen Termin handelt, der ein oder zwei Tage Zeit hat und vergeben dann den Termin immer sehr zeitnah. Das war auch vor Corona schon so. Wir versuchen, die Wartezeiten, die trotzdem ab und an auftreten, so kurz wie möglich zu halten. Leider gelingt uns das nicht immer.
Reinigung und Desinfekion am laufenden Band
Geht es ihnen auch so? Manchmal hat man noch feuchte Hände vom Desinfektionsmittel des einen Geschäftes, da muss man sich im nächsten schon wieder besprühen. So ähnlich geht es uns. Saubere Tische, Händewaschen und –desinfektion nach jedem Patienten sind ohnehin tägliche Routine in einer Tierarztpraxis. Wat mut dat mut! Jetzt aber müssen wir mehrmals täglich die ganze Praxis desinfizieren. Das alles hat zur Folge, dass wir weniger Zeit mit den Patienten verbringen können und trotzdem weniger Tiere am Tag behandeln können, als wir es gewöhnlich tun. Das müssen auch wir ohne finanzielle Hilfe von außen stemmen. Da geht es uns wie vielen anderen Branchen zurzeit. Viele Praxen erheben daher mittlerweile eine zusätzliche Reinigungspauschale. Das haben wir bisher nicht gemacht und hoffen, das auch noch weiter so durchhalten zu können.
Telemedizin – der digitale Blick aus der Ferne
Im Sommer haben wir zudem die Telemedizin – Blick und Rat per Videokonferenz - eingeführt. In vielen Fällen klappt das sehr gut. Manchmal ist es aber auch sehr lustig für beide Seiten, wenn man das Tier anschauen möchte, der Besitzer sein Handy aber auf Selfie gestellt hat, so dass wir eher sehen, ob die Frisur sitzt und zu einer kosmetischen, statt zu einer tierärztlichen Diagnose kommen.
Telemedizin ist eine gute Ergänzung für Kontrollen, oder Gangbildbetrachtungen von Patienten, die sehr weit weg wohnen, überprüfen möchten und Ihnen den Besuch in der Praxis damit vielleicht ersparen können. Doch oft kommen wir auch zu dem Punkt, dass sich ein Besuch dann doch nicht umgehen lässt. Medikamente dürfen Tierärzte per Ferndiagnose sowieso nicht abgeben. Daher ist der Telemedizin in vielen Fällen leider eine Grenze gesetzt und wird auch auf längere Sicht ein relativ seltenes Zusatzangebot unserer Praxis bleiben.
Am Ende wird alles gut
Es ist noch so unglaublich viel mehr passiert in diesem verrückten Jahr 2020. Ein Jahr voller Herausforderungen, aber auch toller Begegnungen, vielen herzensguten Tieren und Kunden, Chancen und Einsichten, dass alles möglich ist, wenn das Leben einen dazu auffordert.
In diesem Sinne – wir haben so viel gemeinsam geschafft, das kriegen wir jetzt auch noch hin!
Wir wünschen allen ein wieder fröhlicher werdendes 2021 und BLEIBEN SIE GESUND!